DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2012.04 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2012 |
Veröffentlicht: | 2012-11-26 |
Die empirische Untersuchung menschlicher Interaktion hat sich in der Linguistik im deutschsprachigen Raum in Folge der Rezeption der Conversation Analysis (Sacks/Schegloff/Jefferson 1974) seit Ende der 1960er Jahre etabliert und ausdifferenziert. Die inzwischen erreichte Ausdifferenzierung spiegelt sich in den Selbstbezeichnungen der unterschiedlichen Ansätze wider: (ethnomethodologische) Konversationsanalyse, (linguistische) Gesprächsanalyse, (kritische) Diskursanalyse, funktionale Pragmatik, interaktionale Linguistik, interpretative Soziolinguistik, Interaktionsanalyse, multimodale Interaktionsanalyse etc.
Die Fallanalyse untersucht vier Gesprächsausschnitte und verdeutlicht ihren Aufbau aus funktionalen Einheiten. Sie beschreibt die bei ihrer Produktion angewandten Formulierungsverfahren und leitet so die in den Gesprächsbeiträgen vorfindbaren grammatischen Besonderheiten (u.a. Korrekturen, Verbspitzenstellung, „elliptische“ Äußerungsformate) aus den Produktionsbedingungen gesprochener Sprache sowie den Zwecken ihrer situationsspezifischen Verwendung her.
Der Beitrag untersucht aus interpretativ-soziolinguistischer Perspektive die verbalen Ressourcen, die ein Lehrer bei der Bearbeitung von kommunikativen Handlungsanforderungen im Unterricht einsetzt. Dabei wird insbesondere der Gebrauch segmentalphonetischer, prosodischer und sprachwahlbezogener Indizierungsmittel analysiert, und zwar einerseits in Bezug auf unterrichtstypische Anforderungen der Interaktionsorganisation sowie andererseits im Rahmen einer nicht rekurrenten und für den Lehrer merklich unerwarteten Anforderung, die bei der untersuchten Unterrichtsinteraktion entsteht.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Passage der Videoaufzeichnung, in der der Einsatz ausländischer Spieler in der Fußballnationalmannschaft thematisch wird. Aus ethnografisch-interaktionsanalytischer Perspektive wird die kommunikative Entfaltung und Verarbeitung dieser unterrichtsfernen Thematik untersucht. Herausgearbeitet werden zum einen die Orientierungsrelevanzen, die Schüler mit Migrationsbiografien in diesem „Ausländerdiskurs“ verfolgen. Zum anderen werden die situationsverändernden Implikationen dieses Diskurses mit Bezug auf rollenspezifische Anforderungen an das Lehrerhandeln aufgezeigt.
Die Fallanalyse rekonstruiert aus multimodaler Perspektive eine Unterstützungsinteraktion im Unterricht. Die Unterstützung wird dabei als gemeinsame Herstellung des daran beteiligten Schülers und Lehrers konzeptualisiert. Es werden detailliert die vom Schüler produzierten Hinweise auf seine „Hilfsbedürftigkeit“ und die vom Lehrer eingesetzten Ressourcen bei seiner Hilfeleistung konstitutionsanalytisch rekonstruiert. In der falltranszendierenden Theoretisierung wird mit Bezug auf das gesprächsrhetorische Konzept „Unterstützen“ die Spezifik interaktiver Hilfeleistungen im Unterricht als konstitutive Anforderung an das professionelle Handeln von Lehrer/innen reflektiert.
Die gemeinsame Arbeit an Ausschnitten von Gesprächsdaten gehört zur gängigen Forschungspraxis der Konversationsanalyse; sie ist auch bekannt aus der Erarbeitung von Lesarten durch Diskussionsgruppen in der objektiven Hermeneutik; und eine im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannte Publikation, die einer der Wegbereiter der Konversationsanalyse in Frankreich, Pierre Bange aus Lyon, herausgegeben hat, stellt einen frühen Versuch dar, divergierende Perspektiven über ein gemeinsames Datum („La Dame de Caluire“ (1987)) zu versammeln.
Ankündigung der 49. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache
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