Thema dieses Beitrags ist der Unterschied zwischen der Bedeutung und der Standard- oder „Default“-Interpretation von Äußerungen mit negierten lexikalischen bzw. un-präfigierten Antonymen graduierbarer Adjektive wie intelligent (z.B. X ist nicht dumm vs. X ist nicht unintelligent). Ausgehend von der Darstellung der Bedeutung und der Standardinterpretation der entsprechenden nicht-negierten Formen dieser Äußerungen (z.B. X ist dumm vs. X ist unintelligent) wird zunächst gezeigt, dass Äußerungen wie X ist nicht dumm und X ist nicht unintelligent sich im Hinblick auf das, was mit ihnen kodiert ist, unterscheiden: Äußerungen mit negierten lexikalischen Antonymen (X ist nicht dumm) umfassen sowohl den positiven als auch den neutralen Mittelbereich der jeweils relevanten Skala, solche mit negierten un-präfigierten Antonymen (X ist nicht unintelligent) hingegen nur den positiven Bereich. Die beiden Typen von Äußerungen unterscheiden sich aber auch im Hinblick auf ihre Standardinterpretation: Obwohl sie beide überlicherweise als ‚eher X‘ oder ‚ziemlich X‘ (z.B. ‚eher intelligent‘ oder ‚ziemlich intelligent‘) interpretiert werden, wird die mit den negierten, un-präfigierten Formen ausgedrückte Bewertung von Muttersprachlern (des Deutschen) häufig als positiver eingeschätzt als die Bewertung, die mit den negierten nicht-abgeleiteten Formen ausgedrückt wird.
This contribution deals with the difference between the meaning and the standard or default interpretation of utterances containing negated lexical vs. morphological antonyms of gradable adjectives such as intelligent (e.g. X is not stupid vs. X is not unintelligent). Starting from the description of the meaning and the standard interpretation of the positive equivalents of these utterances (X is stupid vs. X is unintelligent), utterances like X is not stupid and X is not unintelligent are first shown to differ with respect to what they code: Utterances with negated lexical antonyms (X is not stupid) are used to refer to the positive as well as the neutral middle area of the relevant scale, while such with negated morphological antonyms (X is not unintelligent) may only be used to refer to the positive section of that scale. Apart from being different with respect to what they code, utterances like X is not stupid and X is not unintelligent also differ regarding their standard interpretation: both are interpreted by default as ‚rather X‘ or ‚fairly X‘ (e.g. as ‚rather intelligent‘ or ‚fairly intelligent‘), but the evaluation expressed by the negated morphological form is frequently judged by native speakers (of German) to be more positive than the one expressed by the negated lexical form.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2009.01.07 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2009 |
Veröffentlicht: | 2009-09-16 |
Seiten 65 - 82
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