Schon bei der Benennung des Phänomenbereichs, mit dem sich dieser Beitrag zur Rubrik „Sprache in der Gesellschaft“ beschäftigen soll, fangen die Probleme an. Denn „Identitätspolitik“ ist in öffentlichen Debatten keine neutrale Vokabel sondern ein Stigmawort zur Bezeichnung „linker“ Positionen, notorisch verwoben mit Kampfbegriffen wie „politische Korrektheit“, „Cancel Culture“, „Kulturmarxismus“ und „Wokeness“. Sie „bedroht unsere freie Gesellschaft,“ ist verantwortlich für „Diskursblocker, die unser Zusammenleben gefährden“, sie ist eine „radikale Geisteshaltung“, die „unseren Westen von innen“ zerstört, ja ein „vielfältiger Totalitarismus“, der „einen freien Gedankenaustausch unmöglich“ macht. Ihre Praxis ist eine Form „organisierter Weinerlichkeit“ und hat die „Brutalität eines Hexenprozesses“. Und ja: Identitätspolitik ist sogar verantwortlich für den Aufstieg der Extremisten der Neuen Rechten und ihrer parlamentarischen Repräsentanten und für Ressentiments gegenüber Migranten. Dabei ist keine historische Referenz zu weit hergeholt, wenn etwa festgestellt wird „Anhänger der Identitätspolitik fordern, Menschengruppen – wieder – nach Merkmalen zu unterscheiden“.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2024.02.06 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2024 |
Veröffentlicht: | 2024-07-19 |
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