Ziel dieses Beitrags ist es, Formen wie Kolleg*innen bzw. collegh*, die neuerdings als gendergerechte Personenbezeichnungen im Deutschen und im Italienischen vorgeschlagen werden, aus systemlinguistischer Perspektive zu untersuchen und zu sehen, in welchem Verhältnis diese zu dem morphologischen System der jeweiligen Sprache stehen. Nach einem einführenden Überblick zum Genussystem und zur Sexus-/Genderspezifikation, bei dem insbesondere der Unterschied zwischen dem im Deutschen dominanten Verfahren der Derivation mithilfe des Movierungssuffixes -in und einer Vielfalt von Möglichkeiten im Italienischen herausgearbeitet wird, werden die Vorschläge zum gendergerechten Sprachgebrauch vorgestellt, die im Laufe der letzten Jahrzehnte gemacht wurden. Neben der Möglichkeit der Doppelnennung (wie bei Kolleginnen und Kollegen; colleghe e colleghi) haben sich unter anderem aus Gründen der Sprachökonomie Formen wie die im Titel des Beitrags erwähnten herausgebildet. Dabei werden allerdings Symbole eingeführt, die in der orthografischen Norm jeweils nicht oder nicht zu diesem Zweck vorgesehen sind. Vor allem aber handelt es sich nach unseren Analysen um Eingriffe in die morphologische Wortstruktur, wodurch die Formen, die sie „kompaktieren“ möchten, zum Teil ihre Transparenz z. B. im Hinblick auf Genus (im Deutschen) und Numerus (im Italienischen) verlieren. Die detaillierte Analyse der Struktur dieser Formen zeigt für beide Sprachen die Variationsbreite im praktischen Umgang mit den Vorschlägen, wie auch in der linguistischen Einordnung des Status der neuen Gendersonderformen auf. Sie führt jedoch vor allem vor Augen, dass mit diesen Formen in unterschiedlicher Weise morphologisch folgenreiche Änderungen in der grammatischen Architektur des Genus in beiden Sprachen verbunden sind.
Forms such as Kolleg*innen or collegh* have recently been proposed as gender-neutral personal reference terms in German and Italian. The aim of this article is to examine these forms from the point of view of linguistic systems and to see how they relate to the morphological system of each of the languages. An introductory overview sketches the gender system and sex/gender specification, focussing on the difference between gender-specifying derivation by means of the suffix -in, which is dominant in German, and a variety of possibilities in Italian. Following this, we look at the proposals for gender-neutral language use which have been made in recent decades. In addition to the possibility of “double mention” (e.g. Kolleginnen und Kollegen; colleghe e colleghi), forms such as those mentioned in the title of the article have emerged, partly for reasons of language economy. However, this has led to the use of symbols which are not available in normal spelling or are not available for this purpose. Above all our analyses show that these are changes to the morphological word structure, whereby the forms to be “compressed” lose some of their transparency, e.g. with regard to gender (in German) and number (in Italian). A detailed analysis of the structure of these forms shows the range of variation in the practical application of the proposals for the two languages and also in the linguistic classification of the status of the new special gender forms. Above all it shows that these forms are associated with morphologically consequential changes in the grammatical architecture of gender in different ways in the two languages.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2024.04.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2024 |
Veröffentlicht: | 2025-01-27 |
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