Zu den Zielen des hier dargestellten Projekts gehört, die onomasiologische Gliederung des phraseologischen Wortschatzes einer regionalen Umgangssprache (am Beispiel des Ruhrgebiets) mit Hilfe quantitativer Verfahren korpusbasiert zu ermitteln. Diskutiert werden mehrere Hürden, dieses Ziel zu erreichen. Nach Sichtung bisher vorliegender Arbeiten zu onomasiologischen Gliederungen phraseologischer Wortschätze werden Fragen der Methode für das korpuslinguistische Vorgehen erörtert. Die Auswertung des Datenkorpus erbringt die Beschreibung der onomasiologischen Gliederung des nichtstandardsprachlichen Phraseologismenbestandes im Ruhrgebiet nach den „Haupt- und Sachgruppen“ Dornseiffs (2004) mittels Tabellen. Der relativ hohe Rang von Hauptgruppe 10. Fühlen, Affekte, Charaktereigenschaften im Nichtstandard entspricht der in der phraseologischen Forschung verbreiteten Einschätzung, dass sehr viele verbale Phraseologismen Gefühle bezeichnen und der in der Varietätenforschung (zutreffenden) Ansicht, dass der nichtstandardsprachliche („umgangsprachliche“) Wortschatz besonders „affektbetont“ sei. Damit wurde der Nachweis erbracht, dass begriffsbezogene korpuslinguistische Wortschatzanalysen in der Lage sind, impressionistisch gestützte Behauptungen und Charakterisierungen von Wortschätzen zu bestätigen oder zu falsifizieren. Zwecks weiterer onomasiologischer Charakterisierung des phraseologischen Wortschatzes der regionalen Umgangssprache im Ruhrgebiet wurden die gewonnenen Ergebnisse mit methodisch vergleichbaren Ergebnissen zur Phraseologie des Standards auf Differenzen und Übereinstimmungen verglichen. Neben Übereinstimmungen zeigten die miteinander verglichenen onomasiologischen Gliederungen varietätenspezifische Schwerpunktsetzungen der Phraseologismenbildung, die von der Verschiedenheit der onomasiologischen Gliederungen in Standard und Nichtstandard zu sprechen erlauben.
One of the goals of the project described here is to determine the onomasiological structure of the idiomatic vocabulary of a regional colloquial language (using the example of the Ruhr district) with the help of a corpus and quantitative procedures. The article discusses several hurdles that have to be taken in order to achieve this goal. An examination of the previous literature on the onomasiological structure of idiomatic vocabularies is followed by a discussion of the method to be used in the corpus-based approach. The evaluation of the corpus data leads to a description in table form of the onomasiological structure of the idiomatic vocabulary in non-standard Ruhr district German according to the „Haupt- und Sachgruppen“ in Dornseiff (2004). The relatively high frequency of main group 10. Feelings, affects, character properties in the non-standard variety corresponds to the widespread view in phraseological research that very many verbal idioms designate feelings and the (correct) belief in research on linguistic varieties that nonstandard (“colloquial”) vocabulary is particularly “emotive”. This study thus furnishes proof that onomasiologically-based corpus linguistic analyses of vocabulary are able to confirm or falsify impressionistic statements and characterisations of vocabularies. For a further onomasiological characterisation of the idiomatic vocabulary of the regional colloquial language in the Ruhr district, the results of this analysis were compared with methodically comparable results from research on the phraseology of the standard language to see where they differ and where they concur. The onomasiological structures compared showed agreements, but also variety-specific differences of emphasis in the formation of idioms, on the basis of which we can speak of a difference between the onomasiological structures of standard and non-standard varieties.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2005.02.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-775X |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2005 |
Veröffentlicht: | 2005-04-01 |
Seiten 117 - 132
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